Netzwerk Saubere Energie München

Kommunaler Wärmeplan München

Die Wärmewende für München startet jetzt

Warum eine Wärmewende, also erneuerbare Energie beim Heizen?

Wegen der rasch steigenden Umwelt- und Klimazerstörung, denn:

Der Klimawandel wirkt sich bei uns, in Europa und der Welt bereits deutlich und in unterschiedlicher Form aus, je nach Region. Er kann zum Beispiel zum Verlust der biologischen Vielfalt, zu Waldbränden, sinkenden Ernteerträgen und höheren Temperaturen führen. Er kann auch die Gesundheit der Menschen beeinträchtigen. „Modellrechnungen prognostizieren für Deutschland, dass zukünftig mit einem Anstieg hitzebedingter Mortalität von 1 bis 6 Prozent pro einem Grad Celsius Temperaturanstieg zu rechnen ist, dies entspräche über 5.000 zusätzlichen Sterbefällen pro Jahr durch Hitze bereits bis Mitte dieses Jahrhunderts.“
https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-gesundheit/gesundheitsrisiken-durch-hitze#gesundheitsrisiko-hitze  

2022 ist durch Waldbrände in Europa eine Fläche der Größe Korsikas abgebrannt. 2024 trafen verheerende Überschwemmungen im Frühjahr Süddeutschland, im Herbst Österreich und Teile Osteuropas; die Bilder aus Valencia in Spanien waren deutlich.

Schäden durch Naturgefahren verursachten allein in Deutschland bei den Sach- und Kfz-Versicherungen z.B. im Jahr 2023 Kosten von insgesamt 5,6 Milliarden Euro und werden in den nächsten Jahren stark steigen lt Gesamtverband der Versicherer. Der wirtschaftliche Verlust durch den Sturm „Daniel“ in Griechenland z.B. betrug mehrere Milliarden Euro.  

„Klimabedingte Naturkatastrophen können jederzeit und an jedem Ort auftreten“ lt. Europäischem Parlament, veröff. am 8.10.2024 auf:
https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20241007STO24471/uberschwemmungen-waldbrande-und-extremwetter-die-antwort-der-eu .

Wie und wo kann man also C02-Ausstoß senken bzw. vermeiden?

Mehr als 30% der CO2-Emissionen in Deutschland entfallen auf‘s Heizen von Räumen und von Warmwasser.  Drei Viertel des gesamten Energieverbrauchs in einem Haushalt geht fürs Heizen und das warme Wasser drauf. Alleine für das Heizen kommen pro Jahr für jede Einwohner:in hier durchschnittlich fast 2 Tonnen Kohlendioxid zusammen. Im Jahr 2021 wurden in Deutschland knapp 147 Millionen Tonnen CO2 emittiert, um Wohnräume warm zu halten, 20 Jahre zuvor waren es 167 Mio. t
(CO2-Emissionen beim Heizen binnen 20 Jahren um 12 % gesunken – Statistisches Bundesamt).

Welche Mehrkosten haben wir jetzt schon durch Heizen mit Gas oder Öl?

Im Jahr 2024 liegt der gesetzlich festgelegte CO₂-Preis beim Gas bei 45 Euro pro Tonne und in 2025 bei 55 €, das bedeutet z B rd. 260€ Mehrkosten im Jahr bei 100qm Wohnfläche, das bedeutet für Mieter, dass ihr Anteil dann bei ca. 100 € im Jahr liegt. Experten erwarten einen deutlichen Anstieg des CO₂-Preises ab 2027. https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/energie/heizen-und-warmwasser/klimapaket-hier-berechnen-sie-den-co2preis-ihrer-heizkosten-43806   

Erneuerbare Energien statt Kohle, Öl und Gas brauchen wir also aus mehreren Gründen dringend.

Was macht die Stadt München nun konkret in Sachen Wärmewende?

Die Landeshauptstadt München hat in der Vollversammlung des Stadtrats vom 15.05.2024 als eine der ersten deutschen Großstädte Deutschlands eine kommunale Wärmeplanung mit breiter Mehrheit im Stadtrat beschlossen und eine Verbesserung nach Anhörung von Verbänden und Klimaschutzorganisationen am 27.11. verabschiedet. Parallel wurde auch ein „Transformationsplan“ für die Fernwärmeerzeugung mit erneuerbaren Energien eingebracht und beschlossen.
https://risi.muenchen.de/risi/sitzungsvorlage/detail/8041544
https://geoportal.muenchen.de/portal/waermeplan

Wir, das Netzwerk Saubere Energie München, waren hieran auch im Vorfeld beteiligt – z.B. mittels Anhörungen in Beteiligungsverfahren oder Stellungnahmen – und haben bereits mehrfach berichtet, zuletzt ausführlich im Newsletter 04_2024  
Kommunale Wärmeplanung München: Mutiger Transformationsplan – mit weitreichenden Folgen für alle Münchner*innen – Netzwerk Saubere Energie München

Was ist die Gesetzesgrundlage der kommunalen Wärmeplanung Münchens?

Zum 1. Januar 2024 ist das Wärmeplanungsgesetz zusammen mit der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes in Kraft getreten. Bis Mitte 2026 müssen Kommunen ü 100.000 Einwohnern eine Wärmeplanung vorlegen. Der Stadtrat hat am 18.12.2019 für die Stadtverwaltung das Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2030 festgesetzt und das bestehende Ziel der Klimaneutralität für das Stadtgebiet vom Jahr 2050 auf das Jahr 2035 vorgezogen (Sitzungsvorlage Nr. 14-20 / V 16525).

Die zentralen Hebel in diesem umfassenden und langfristig angelegten strategischen Plan für die Wärmewende Münchens sind:

  • Reduzierung der Wärmeverbräuche in schlecht sanierten Gebäuden
  • Klimaneutrale Fernwärme durch die Stadtwerke München per Leitungsnetz in zentralen Stadtgebieten
  • Rascher Umstieg von Erdgas und Heizöl auf Wärmepumpen (Luft, Grundwasser und Erdwärmekollektoren) in dezentralen Wohngebieten, sei es in Nahwärmenetzen oder individuell

Es geht in München um rund 290.000 fossil betriebene Heizungsanlagen (Angaben Kaminkehrer-Innung 2023). Ein Drittel aller Gebäude Münchens hängen am Erdgas. Für diese gigantische Umstellung der Energieversorgung wurden zwei Planwerke erstellt:

  1. Der Wärmeplan, der die Energie-Verteilung in die Gebäude/ Haushalte mit vielen Details und Quartiers- bzw. Straßengenauer Empfehlung vorschlägt.
    https://stadt.muenchen.de/infos/waermewende-muenchen.html
    Dieser Plan gilt als Empfehlung und ist lt. Stadt ergebnisoffen, hat keine bindende Wirkung für die Bürger, ist aber für Stadtreferate, also die Verwaltung nach innen bindend.
  2. Der Transformationsplan, der die Erzeugung von Fernwärme mittels erneuerbarer Energie via Kraftwerke zentral durch die Stadtwerke München plant.

Was ist nun für München genau geplant?

  • 2/3 der gesamten Energie fürs Heizen soll aus Geothermie kommen und dazu
  • sollen mehrere neue Geothermie-Kraftwerke durch die Stadtwerke gebaut werden. Am Michaelibad ist eines bereits im Bau, weitere sind konkret in der Planung, Flächen dazu und für Wärme-Pipelines in die Stadt hinein, auch in Umlandgemeinden, werden intensiv gesucht
  • ca 1/3 der Energie soll mittels Wärmepumpentechnik kommen: Grundwasser- bzw. Luft – Wärmepumpen und Erdwärmekollektoren

Die weiteren Eckpfeiler der Wärmeplanung sind

  •  Ausbau des vorhandenen Fernwärmenetzes um ca 600km neue Heißwasser-Leitungen sowie Umbau des bisherigen Dampfnetzes Innenstadt (bislang überwiegend versorgt vom HKW Nord),
  • das führt im Stadtgebiet zu geschätzt etwa 1/3 mehr Baustellen. In der Innenstadt muß jede Straße für ca. 1 Woche aufgerissen werden.
  • Flusswasser-Wärmepumpen:  eine Studie zum Potenzial der Isar soll in Auftrag gegeben werden
  • Kosten: Die offiziellen Schätzungen liegen derzeit bei 9,5 Mrd €, Finanzierung: Möglicherweise durch Kreditaufnahme SWM und
  • öffentliche Förderungen, die allerdings noch nicht gesichert sind; weshalb die Zivilgesellschaft Münchens und wir als Netzwerk Saubere Energien München die Ausgabe von „Green Bonds Geothermie“ durch die Stadtwerke vorgeschlagen haben

Wie funktionieren (Grundwasser-) Wärmepumpen, Erdkollektoren und (Tiefen-) Geothermie?

Grundwasser-Wärmepumpen beziehen die Wärme direkt aus dem Grundwasser. Dazu braucht man mindestens einen Förderbrunnen zur Entnahme und einen Schluckbrunnen zum Wiedereinleiten des Grundwassers. Grundwasser befindet sich in München meist nur wenige Meter unter der Erdoberfläche und ist durchschnittlich mit 12°C auch im Winter vergleichsweise warm. Wärmepumpen mit Grundwasser als Wärmequelle können so eine sehr hohe Effizienz erreichen, was zu geringen Betriebskosten führt.

Das Prinzip von Erdwärmekollektoren: Es handelt sich um horizontal im Erdreich verlegte Kunststoffrohre, im Rohrsystem zirkuliert Wasser, es wird meist ein Frostschutzmittel zugemischt, überwiegend wird Glykol verwendet. Die Rohre liegen unterhalb der Frostgrenze, die typischerweise zwischen 80 cm und 160 cm Tiefe beträgt. Gut geeignet sind unversiegelte und unbeschattete Freiflächen wie z.B. Rasenflächen. Die dem Boden entzogene Wärme wird überwiegend durch Sonneneinstrahlung regeneriert.
(Bild/Grafik folgt)

Luftwärmepumpen nutzen die in der Luft enthaltene Wärmeenergie, um Gebäude zu heizen. Sie funktionieren ähnlich wie ein umgekehrter Kühlschrank: Eine Außeneinheit entzieht der Umgebungsluft Wärme, selbst bei niedrigen Temperaturen. Diese Wärme wird durch ein Kältemittel aufgenommen, das in einem geschlossenen Kreislauf zirkuliert. Das Kältemittel verdampft bei niedrigen Temperaturen und wird durch einen Kompressor verdichtet, wodurch sich seine Temperatur weiter erhöht. Das heiße Kältemittel gibt dann die aufgenommene Wärme an das Heizungssystem des Gebäudes ab und kondensiert dabei. Danach fließt das abgekühlte Kältemittel zurück zur Außeneinheit, wo der Kreislauf von Neuem beginnt.

Das Beste an Luftwärmepumpen ist ihre Effizienz und Umweltfreundlichkeit. Sie können sogar bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt Wärme gewinnen.
(Bild/Grafik folgt)

Und wie ist das Wirkprinzip von Erdwärme und Tiefengeothermie?

Unterhalb der Region München befindet sich ein großes Wasserreservoir mit Temperaturen bis zu 140°C., welches für Tiefen-Geothermie genutzt wird.
(Bild/Grafik folgt)

Zum Transformationsplan (Fernwärme / Geothermie) hat das Netzwerk Saubere Energie München ebenfalls schon ausführlich berichten, u.a. Geothermie – Netzwerk Saubere Energie München    und, aktueller zum Transformationsplan Fernwärme:  „Dekarbonisierung der Fernwärme in München: Gewaltiger SWM-Transformationsplan – mit gewaltigen Lücken“  
Dekarbonisierung der Fernwärme in München: Gewaltiger SWM-Transformationsplan – mit gewaltigen Lücken – Netzwerk Saubere Energie München

Ist der Wärmeplan bindend, bzw. ist das eine Vorschrift?
Und wie wird die Bürgerschaft Münchens informiert und einbezogen?

Nein: Der Wärmeplan stellt keine Verpflichtung für Gebäudeeigentümer*innen dar, ein bestimmtes Heizsystem einzubauen oder zu nutzen. Man hat andererseits auch keinen Anspruch auf eine bestimmte Wärmeversorgung durch die Landeshauptstadt München oder ein Energieversorgungsunternehmen. Der Wärmeplan ersetzt auch keine individuelle, projektbezogene Planung, sondern er versteht sich als Leitlinie und macht Vorschläge auf Basis sorgfältiger technischer Analysen.  Bei den Quartiersmaßnahmen werden konkret Nahwärmelösungen erarbeitet und angeboten (sh. Kap. Quartiersmaßnahmen).

Umgekehrt aber: Haben sich Gebäudeeigentümer:innen an ein Nah- oder Fernwärmenetz angeschlossen, so hat er / sie damit die Verpflichtungen aus dem Gebäudeenergiegesetz erfüllt; insbesondere die Verpflichtung, bis 2024 bzw. 2026 bestimmte Mindestquoten an erneuerbare Energien als Rohstoffe für die Wärmeerzeugung (z.B. 65% per 2026) erreichen zu müssen – diese Verpflichtung muss künftig der Betreiber des Netzes erfüllen (z.B. die Stadtwerke München beim Fernwärmenetz).

Welche Info-Veranstaltungen sind für München geplant?

Im Januar 2025 sind die ersten zwei geplant: Infoveranstaltungen der LH München zum Wärmeplan am 16.1. zur kommunalen Wärmeplanung und am 29.1. zum Thema „Geoportal“; bei letzterer erfahren die Teilnehmer*innen Details zum Aufbau der Karten, wie im Geoportal mit der Wärmeplanung gearbeitet werden kann: Mit Eingabe des Straßennamens kann ganz einfach festgestellt werden, welche Art der Wärmeversorgung in diesem Viertel / an dieser Straße künftig eingeplant ist: Fernwärme, Nahwärme-Lösungen bzw. Quartierskonzepte oder individuelle Heiz-Lösungen:
Portal Kommunaler Wärmeplan   
Über die Informationsveranstaltung am 16.01.2025 zur kommunalen Wärmeplanung hat die Süddeutsche Zeitung einen ausführlichen Bericht veröffentlicht: „Was jeder zur Wärmewende beitragen kann“: 
-SZ-Artikel vom 18.01. folgt –

Anmeldungen zu Infoveranstaltungen können via https://stadt.muenchen.de/events/infoveranstaltungen-zum-waermeplan.html erfolgen.

Eine im Sommer 2024 in Aussicht gestellte Kommunikationskampagne der LH München für den Winter 24/25 scheint zurückgestellt zu sein: „….plant das RKU mit der referatseigenen Kommunikationsmarke Re:think München eine breit angelegte Medienkampagne. So sollen noch mehr Münchner*innen davon überzeugt werden, auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung umzustellen“ (Komm. Wärmeplan, finaler Beschl. Stadttrat v. 27.11.2024 S.7). Wir dürfen gespannt sein, wie die Bürger:innen Münchens weiterhin informiert und den Gestaltungsprozess der Umsetzung der Wärmeplanung einbezogen werden …

Förder-Mittel für Umstellungswillige zusätzlich zu den Bundesförderungen, die beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu beantragen sind (BAFA – Förderprogramm im Überblick), gibt es aus dem „Förderprogramm Klimaneutrale Gebäude“ (FKG) der LH München – Infos beim Bauzentrum
(Förderung Klimaneutrale Gebäude (FKG) – Sachgebiet Förderprogramm Klimaneutrale Gebäude – Landeshauptstadt München).

Wie läuft die Umsetzung erneuerbarer Energien konkret im Stadtviertel bzw. im Quartier ab?

Ziel der übergeordneten Wärmeplanung München ist es, einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand und einen Einsatz erneuerbarer Energie für die Wärme- und Stromversorgung in möglichst vielen Münchner Quartieren bis 2045 zu erreichen. Sei es – wie erwähnt – durch Ausbau, Verdichtung und Umrüstung der Fernwärme auf erneuerbare Energien, zumeist Tiefen-Geothermie, sei es durch sog. Quartierskonzepten, in denen Nahwärme-Lösungen im Zentrum stehen.

Ein wichtiges Element sind Nahwärmenetze, die teilweise schon in der Planung sind.
Nähwärmenetze sind lokale Systeme zur Wärmeversorgung von Gebäuden, die üblicherweise in dicht besiedelten Gebieten oder bestimmten Vierteln von Städten eingesetzt werden. Die Wärme wird in einer zentralen Heizungsanlage erzeugt und über ein Netzwerk von isolierten Rohren an die angeschlossenen Gebäude im näheren Umkreis verteilt. Das kann sowohl Heizwärme als auch Warmwasser umfassen. Vorteile von Nahwärmenetzen sind:

  • Effizienz: Durch die zentrale Erzeugung und Verteilung der Wärme können effizientere und umweltfreundlichere Heizsysteme eingesetzt werden als bei vielen einzelnen Heizsystemen.
  • Flexibilität: Verschiedene Wärmequellen, wie z.B. Erdwärme, Solarthermie oder sogar industrielle Abwärme, können genutzt werden.

Der Ausbau von Nahwärme- und Gebäudenetzen ist für München ein wichtiger Hebel für die Wärmewende in München und ist auch in mehreren Stellungnahmen bei der Öffentlichkeitsbeteiligung überwiegend gegenüber Einzellösungen priorisiert worden (u.a. z.B. von Greenpeace München und dem Netzwerk Saubere Energie München, Anm. d. Verf.). Diese Netze sind in München aber noch keine Standardlösung für die Wärmeversorgung, denn rund um Planung, Finanzierung, Bau und Betrieb von Nahwärme-/Gebäudenetzen sind zahlreiche rechtliche und wirtschaftliche Fragen noch zu klären. Gleichzeitig kommen je Gebiet unterschiedliche technische Lösungen in Betracht. Das Referat für Klima und Umwelt führt hierzu Beratungen durch (Sitzungsvorlage Nr. 20-26 / V 14591; Beschluss des Ausschusses für Klima- und Umweltschutz vom 12.11.2024 (VB) in Öffentlicher Sitzung, S. 31ff.).

„All Business is local“ – welche Umsetzungen in Quartieren sind geplant?

Es ist detailliert geplant und in kleinen Teilen schon begonnen, mittels sog. integrierter Quartierskonzepte (iQk) in innenstadtnahen Gebieten mit einem hohen Anteil an Mehrfamilienhäusern die Heizungssysteme von fossil auf erneuerbar umzustellen. Zum anderen werden mit sog. aufsuchender Energieberatung (EBQ) in Ein- und Zweifamilienhausgebieten. Gebäudeeigentümer*innen und andere Akteur*innen im Quartier ganz praktisch bei Fragen rund um Gebäudesanierung und Heizungstausch unterstützt.

Kontinuierlich wählt die Stadt dabei Quartiere aus und plant eine geeignete und individuelle Vorgehensweise. Es gibt Bereiche mit Ein- und Zweifamilienhäusern, genauso wie Gebiete mit großen Mehrfamilienhäusern und dicht bebauten Straßenzügen. Es wird auch möglich sein, sich als Gebäudeeigentümer:in aktiv für die Quartiersentwicklung bei der Landeshauptstadt München zu bewerben und daran mitzuwirken (https://rethink-muenchen.de/quartiere-muenchen)

Alle Bewohner:innen, Gewerbetreibenden und Institutionen sollen aktiv die nachhaltige Entwicklung in ihrem Quartier mitgestalten können. Dazu finden im Rahmen der Klimaschutzkampagne Re:think München Mitmach-Aktionen, Straßenfeste, Veranstaltungen und Ausstellungen speziell in ausgewählten Stadtteil-Quartieren statt, die informieren und zu einem innovativen und neuen Denken und Machen motivieren sollen.

Zusätzlich profitieren Eigenheimbesitzer*innen auch von der aufsuchenden Energieberatung im Quartier: Zertifizierte Energieberater*innen kommen zur kostenfreien Vor-Ort-Begutachtung und -Beratung direkt nach Hause. Darüber hinaus können sich Interessierte regelmäßig bei Veranstaltungen und an Beratungsständen mit attraktivem Rahmenprogramm zum Thema Förderung im Neubau und zur Sanierung informieren.

Wo laufen bereits Quartiermaßnahmen in München?

In einem knappen Dutzend Quartiere Münchens, die jeweils unterschiedlich strukturiert sind, von einer Bebauung mit Wohnblöcken bis zu Eigenheim-Siedlungen, finden derzeit Machbarkeitsanalysen und Gespräche zwischen Bewohnern und Experten aus Stadtplanung, Energie-Agenturen und Wissenschaft statt.

Ein Überblick:
(Bild/Grafik folgt)

Beispiel Österreicherviertel nördl. Landsbergerstr.

Hier geht es um die Analyse des Potenzials zur Einführung eines Grundwasser-Nahwärmenetzes (Machbarkeitsstudie Nahwärmeversorgung, Österreicherviertel: Zwischenergebnisse in:
https://rethink-muenchen.de/quartiere/oesterreicherviertel/

Beispiel Krüner Platz und Zirler Platz, München Sendling-Westpark

Es geht um Analysen vom Grundwasseraufkommen in den Quartieren Krüner Platz und Zirler Platz. Welche Potenziale sind nutzbar und welche technischen Lösungen sind machbar für die Wärmepumpen-Technik? Vorgestellt werden zwei Masterarbeiten und erste Pilotprojekte zur Nahwärme-Versorgung der Stadtwerke München. Wie könnte die Energiewende vor Ort aussehen? 
https://rethink-muenchen.de/quartiere/zirler-platz/

Beispiel St. Michael Straße

Das – schon weit gediehene – integrierte Quartierskonzept für das Quartier St.-Michael-Straße umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, die CO2-Emissionen zu reduzieren und das Quartier klimaresilient zu gestalten. Dabei wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der nicht nur Klimaschutzmaßnahmen umfasst, sondern auch die Anpassung an den Klimawandel berücksichtigt.
Quartierskonzept Sankt-Michael-Straße – Landeshauptstadt München 

Welche Aufgaben könnten Energiegenossenschaften übernehmen

Zunächst ist seitens der Stadt geplant, ein regelmäßiges Austauschformat zu etablieren, das interessierten Bürger:innen eine Plattform bietet, sich untereinander zu vernetzen, zu informieren und auszutauschen. Das Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU) wird dieses Format auch nutzen, um informatorische, rechtliche und technische Impulse oder Leitfäden zu Nahwärme- bzw. Gebäudenetzen zur Verfügung zu stellen. Dies richtet sich insbesondere auch an Genossenschaften und private Initiativen (s.o. S.34).

Wie arbeiten Energiegenossenschaften (EG)?

Energiegenossenschaften sind Gemeinschaften von Bürger:innen, Unternehmen oder Kommunen, die sich zusammengeschlossen haben, um erneuerbare Energien zu fördern und zu nutzen. Ihr Hauptziel ist es, die lokale Energieversorgung nachhaltiger, unabhängiger und umweltfreundlicher zu gestalten. Hier ist ein Überblick darüber, wie sie arbeiten:

  1. Gemeinschaftlicher Besitz und Verwaltung: Die Mitglieder einer Energiegenossenschaft besitzen und verwalten gemeinschaftlich die Anlagen zur Erzeugung von erneuerbarer Energie. Jedes Mitglied kann sich finanziell beteiligen und hat ein Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen. Grundsätzlich gilt: Jede:r kann zusammen mit anderen eine Energie–Genossenschaft gründen und/oder in einer E-Genossenschaft  Mitglied mit (unabhängig von der Höhe der finanziellen Einlage) gleichem Stimmrecht werden.
  2. Erzeugung von erneuerbarer Energie: Energiegenossenschaften setzen auf verschiedene erneuerbare Energiequellen, um Strom und Wärme zu produzieren. Durch die Nutzung überwiegend von lokal verfügbaren und erneuerbaren Ressourcen tragen sie zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei. Im Mittelpunkt stehen z.B. Solaranlagen, Windkraftanlagen oder Biogasanlagen; seit Neuerem gibt es auch Energiegenossenschaften, die Nahwärme-Netze planen und betreiben (der Verein Saubere Energie München hat dazu am 04.12.2024 eine Vortrags- und Präsentationsveranstaltung durchgeführt Pascal Lang, Katharina Habersbrunner, Serena Keller:
    „Zukunfts-Energie-Genossenschaften – Präsentationen und Gespräche“ – Protect the Planet).
  3. Verteilung und Nutzung: Die erzeugte Energie wird entweder direkt an die Mitglieder verteilt und/oder auch ins öffentliche Netz eingespeist, z.B. auch mittels quartiersbezogenen Nahwärme-Netzen.
  4. Förderung der regionalen Wirtschaft: Durch die Investitionen in lokale Projekte und die Schaffung von Arbeitsplätzen unterstützen Energiegenossenschaften die regionale Wirtschaft und stärken die örtliche Gemeinschaft.
  5. Bildung und Bewusstseinsbildung: Energiegenossenschaften informieren und sensibilisieren die Bevölkerung im jeweiligen Quartier bzw. Gemeinde und darüber hinaus über die Vorteile von erneuerbaren Energien und nachhaltigerem Leben.

Energiegenossenschaften leisten einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zur Schaffung einer nachhaltigen Zukunft. Solche Energiegenossenschaften arbeiten bereits in München oder der Münchner Region sehr erfolgreich, z.B. BENG oder EGIS (s.o. obigen Veranstaltungshinweis).

Leider sind die Chancen und das große, zügige Veränderungs- und Motivationspotenzial durch Energiegenossenschaften, die ihre Erfolge bereits bewiesen haben, weder von der Stadtverwaltung noch von der Rathaus-Politik in München hinreichend erkannt. Eine der Initiativen der Münchner Zivilgesellschaft und u.a. dem Netzwerk Saubere Energien München besteht darin, die Chancen von (gfs. noch zu gründenden) Energiegenossenschaften für die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung Münchens insbesondere für Quartiers- und Nahwärmekonzepte in Planung, Umsetzung und Betrieb bekannter und nutzbar zu machen.

Wie geht’s weiter?

Insgesamt betrachtet: Jetzt ist also erstmal jede:r von uns Münchnerinnen und Münchnern gefragt, mit seiner/ihrer Initiative, KnowHow und Engagement aktiv zu werden. Wissen liegt ausreichend vor. Jetzt geht’s ums Machen für eine bessere Welt:

  • Als Mieter:in konkrete Anfragen an den Vermieter richten,
  • im Quartier eine Nahwärme-Initiative starten
  • sich bei einer Energiegenossenschaft engagieren …
  • oder als Hausbesitzer selbst aktiv werden, sich informieren und beraten lassen und einen Heizungswechsel auf erneuerbare Energien einplanen und dann auch zügig durchführen.

Zur Erinnerung: Warum jetzt jede:r aktiv werden sollte:

In Deutschland und weltweit war noch nie seit Messbeginn 1881 ein Jahr so warm wie 2024. Damit muss der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach 2023 erneut ein „Rekordjahr“ melden. Uwe Kirsche, Pressesprecher des DWD: „Erschreckend ist vor allem, dass 2024 das Vorjahr gleich um außergewöhnliche 0,3 Grad übertroffen hat. Das ist beschleunigter Klimawandel.“ Der sehr milde Winter 2023/2024 sowie das rekordwarme Frühjahr brachten zugleich ungewöhnlich hohe Niederschlagsmengen. https://www.dwd.de/DE/presse/pressemitteilungen/DE/2024/20241230_deutschlandwetter_jahr_2024_news.html: Global war 2024 mit +1,5 Grad Celsius das heißeste Jahr gegenüber Beginn der Industrialisierung vor rd. 150 Jahren.

„Klimaforscherinnen und -forscher rechnen jedoch damit, dass spätestens in der nächsten Dekade die 1,5 Grad-Marke dauerhaft überschritten wird, weil die Erderwärmung anhält“. Johan Rockström, der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), hatte kürzlich von einer Beschleunigung des Trends zur Erwärmung gesprochen. Nun sehe es sogar so aus, dass auch die Fähigkeit der Natur abnehme, CO2 aus der Luft aufzunehmen und damit die Erwärmung zu bremsen.
https://www.deutschlandfunk.de/copernikus-klimawandel-pariser-abkommen-co2-100.html
Und: Der Ausstoß von Treibhausgasen ist in den vergangenen Jahren weiter gestiegen und nicht gesunken, wie die Vereinten Nationen in einem Bericht Oktober 2024 feststellen. Weshalb davon ausgegangen werden muss, dass auch die im „Vertrag von Paris“, 2025, völkerrechtlich verbindlich vereinbarten maximal + 2oC nicht eingehalten werden.

Die Folgen kennen wir.  

Andreas Becker, Greenpeace München & Netzwerk Saubere Energie München, 18.01.2025