Geothermieausbau in München voranbringen
Die Umstellung der Wärmeversorgung von Öl und Gas auf erneuerbare Energien ist zentral für das Erreichen von Klimaneutralität und Versorgungssicherheit. In München bietet sich besonders die Nutzung von Geothermie an, einer emissionsfreien und nahezu unerschöpflichen Wärmequelle, aus der die Fernwärmenetze gespeist werden können.
Allerdings hat sich der Ausbau der Geothermie in den letzten Jahren massiv verzögert. Seit 2005 wurde nur eine einzige neue Anlage errichtet, und die notwendige Ertüchtigung des Fernwärmenetzes in der Münchner Innenstadt liegt auf Eis. Sowohl die zuständigen Stadtwerke als auch die Stadtpolitik müssen hier nachlegen, damit München die Transformation zur klimaneutralen Stadt bis 2035 meistern kann.
Wie funktioniert Geothermie?
Die Erde ist ein riesiger Wärmespeicher. Schon einen Meter unter der Erdoberfläche ist der Boden in den meisten Regionen Deutschlands das ganze Jahr durch nie gefroren, auch wenn im Winter die Lufttemperaturen tiefe Minusgrade erreichen. Diese Wärme können wir nutzen, um damit klimaneutral Wohnungen zu heizen.
Oberflächennahe Geothermie nutzt die Wärme, die im Grundwasser enthalten ist. Für Tiefen-Geothermie werden 3-4km tiefe Gesteinsschichten angebohrt, um darin enthaltene Heißwasservorkommen anzuzapfen. Dafür wird das heiße Wasser an die Erdoberfläche gepumpt, gibt die Wärme an den städtischen Fernwärmekreislauf ab und wird dann kälter in die ursprüngliche Gesteinsschicht zurückgeführt. Der Einfluss auf die Umwelt ist minimal, es gibt keinerlei Chemie- oder Einpressen anderer Stoffe in den Untergrund wie beim Fracking und es wird kaum Energie verbraucht – eine umweltfreundliche, CO2-neutrale Wärmequelle!
Quelle: MPRL, Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0
Was macht München besonders?
Knapp drei Kilometer unter München – von Norden nach Süden abfallend – verläuft eine Gesteinsschicht, die ideal für die Gewinnung von Tiefengeothermie geeignet ist. Im Süden der Stadt sind die Tiefenwasservorkommen sogar so heiß, dass neben Wärmegewinnung auch Stromerzeugung möglich ist. So gute Bedingungen sind in Deutschland nur in wenigen Regionen gegeben. München nimmt unter den deutschen Großstädten eine Sonderrolle ein.
Die SWM hatten daher schon 2012 die “Vision 2040” entwickelt, Münchens Fernwärmeversorgung vollständig CO2-neutral, vorwiegend mittels Geothermie zu decken. 10 Jahre später sind diese Vorhaben leider nicht so vorangekommen, wie es zu wünschen wäre. An vielen Stellen blockieren langsame Planungen, fehlende Standorte bzw. Standort-Konflikte, komplizierte Genehmigungsprozesse und eine politisch wenig ambitionierte Stadtpolitik in Kombination mit wirtschaftlich geringem Interesse der Stadtwerke München GmbH das Vorankommen. Vom noch 2019 gefassten Plan, bis 2025 drei neue Geothermieanlagen in Betrieb zu nehmen, ist nicht viel geblieben.
Geothermiestrategie beschließen!
Wir fordern daher, dass sich die Stadt endlich offiziell hinter einen massiven Ausbau der Geothermie stellt. Im Zuge der städtischen Wärmeplanung muss ein konkreter Maßnahmen- und Termin-Plan für die Errichtung neuer Geothermie-Anlagen und für die Verlegung und Ertüchtigung der Fernwärmenetze erstellt und dann auch umgesetzt werden. Gleichzeitig muss für Münchner*innen klar erkennbar sein, welche Projekte wann anstehen und in welchem Stadium sie sich befinden.
Die klimaneutrale Wärmeversorgung muss Vorrang vor anderen städtischen Projekten erhalten. Flächenkonkurrenz darf kein Grund sein, den Bau einer Geothermieanlage abzubrechen oder zu verzögern. Es kann nicht sein, dass das vorerst letzte Geothermieprojekt innerhalb der Stadtgrenzen auf dem Gelände eines Schwimmbads errichtet wird, und dass Straßenverkehr und Parkplatz-Chaos den Umbau von Fernwärmeleitungen verhindern.
Umlandgemeinden anbinden!
Viele Gemeinden im Umland Münchens haben schon früh das Potential der Geothermie erkannt und entsprechende Anlagen errichtet, um klimaneutrale Fernwärme zu gewinnen. So etwa in Unterhaching, Pullach und Kirchstockach. An vielen Stellen ist das Potential noch nicht ausgeschöpft: Mit wenig Aufwand könnten die Fördermengen erhöht werden, sodass in den Gemeinden mehr Energie zu Verfügung stünde als diese eigentlich benötigen!
Die Nutzung dieser Wärme für das Münchner Fernwärmenetz ist zentraler Bestandteil des Geothermiekonzepts der SWM. Damit die Wärme in München genutzt werden könnte, sind aber Fernwärmeleitungenzu diesen Gemeinden nötig, die die Netze der Umlandgemeinden mit dem Münchner Netz verbinden – vorher kommt kein bisschen Wärme in irgendeinem Münchner Haushalt an. Streckenverläufe solcher Leitungen sind allerdings noch nicht einmal geplant, und der Umsetzungsprozess dürfte Jahre dauern. Auch hier muss im Zuge der Wärmestrategie in den nächsten Jahren deutlich das Tempo angezogen werden.