Exit Spirit Energy!
Raus aus Erdgas-& Erdölförderung
Die Stadt München ist über die Stadtwerke München GmbH (SWM) mit 31% am Erdöl-Konzern Spirit Energy beteiligt. Spirit Energy fördert Erdöl und Erdgas in der Nordsee und sucht aktiv nach neuen Erdöl- und Gasvorkommen. Damit verschärft SWM-Spirit Energy weiter die Klimakrise.
Die Stadt München hat 2019 den „Klimanotstand“ ausgerufen und damit die globale Klimakrise anerkannt. Für uns Münchnerinnen und Münchner bedeutete dies, dass unsere Stadtregierung sich verpflichtet, entschlossen und konsequent zu handeln, um bis 2035 in München klimaneutral zu werden. Weiter an der Förderung und Exploration von Erdöl und Erdgas beteiligt zu sein, passt nicht zu „Klimanotstand“ und „Klimaneutralität 2035“.
Wir fordern vom Stadtrat deshalb: SWM ‘raus aus der Förderung von Erdgas und Erdöl – jetzt Petition unterschreiben!
Update: SWM verkaufen Teile ihres Erdöl- und Erdgasgeschäfts
Dezember 2021: Die Stadtwerke bzw. Spirit Energy verkaufen 92 Prozent ihrer Ölproduktion und 38 Prozent ihrer Gasreserven. Ein Meilenstein ist gelungen, den wir auch uns und unserem anhaltenden Engagement mit anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen in München auf die Fahne schreiben. Aber: Damit steigen die SWM noch lange nicht vollständig aus der Förderung fossiler Energien aus – und auch die möglicherweise angestrebte Fokussierung auf sog. „blauen“ Wasserstoff mit Einlagerung von CO2, die u.a. auch das Umweltbundesamt äußerst kritisch sieht, bereitet uns Sorge.
Kurz: Wir bleiben dran. Exit Spirit Energy muss heißen: Raus aus allen fossilen Brennstoffen!
Stranded Asset:
Rote Zahlen durch Fehlinvestition
Die Stadtwerke München (SWM) schreiben rote Zahlen und müssen deutliche Verluste verantworten. Schuld daran sind ihre massiven Fehlinvestitionen in Erdgas-Großprojekte wie die Beteiligung am Erdgas-und-Erdöl-Konzern Spirit Energy. Allein durch die Verluste von Spirit Energy mussten die SWM 2020 Abschreibungen von ca. 120 Mio € tätigen. Expert*innen warnen schon lange, dass Investitionen in Erdgas-Großprojekte enorm risikoreich sind und das die Gefahr besteht, dass die Investitionen in Zukunft nahezu vollständig ihren Wert verlieren. Daher drohen weitere Verluste in dreistelliger Millionen Höhe, wenn die SWM weiter an ihren Erdgas-Investments festhalten.
Um Millionen-Verluste zu vermeiden, müssen die SWM ihre Beteiligung an Spirit Energy schnellstmöglich beenden.
Methan: Der vergessene Klimakiller
Bei Förderung und dem Transport von Erdgas kommt es durch Leckagen zu erheblichen Methanemissionen. Methan ist ein extrem klimaschädliches Treibhausgas. Über 20 Jahre ist es ca. 86-fach klimaschädlicher als CO2 . Diese kurzfristige Wirkung ist besonders bedeutsam, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel einhalten und die Überschreitung von Klimakipppunkten, wie z.B. das Auftauen von Permafrostböden oder das Abschmelzen des grönländischen Festlandeises, verhindern möchten. Diese nicht umkehrbaren Kipppunkte drohen schon in den kommenden Jahren. Daher müssen auch unsere Methanemissionen so schnellstmöglich sinken.
Trotzdem haben die SWM keine Strategie zur Reduktion der Methanemissionen und veröffentlicht nicht einmal transparent die Höhe dieser Emissionen.
Erdöl-Förderung in der Nordsee
Spirit Energy fördert in der Nordsee Erdöl und Erdgas und greift damit in ein hochsensibles Ökosystem ein. Unter den harschen Wetterbedingungen können Unfälle schwer kontrolliert werden. Dabei können Katastrophen in der Offshore-Erdölförderung gravierende, langfristige folgen für die Umwelt haben. Auch im Regelbetrieb emittieren die Aktivitäten von SWM-Spirit Energy in der Nordsee erhebliche Mengen an Schadstoffen in das komplexe Ökosystem.
Die Langzeitfolgen für die Nordsee sind unklar.
Brücke ins Nichts:
Lock-In-Effekte
Neue Erdgas-Infrastrukturen, wie Bohrlöcher, Pipeplines und Kraftwerke sind sehr langlebig. Sie müssen oft über 30 Jahre betrieben werden, damit sich die Investition wirtschaftlich lohnt. Um zu verhindern, dass wir durch solche Lock-in Effekte in Zukunft von Erdgas abhängig sind, müssen jetzt neue Erdgas-Projekte verhindert werden. Darum fordert auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, jetzt mit den Erdgas-Ausstieg zu beginnen, um zu verhindern, dass Erdgas zur Sackgasse für die Klimaneutralität wird.
Das Ziel der SWM muss nun sein, den Erdgasverbrauch von München zu senken, anstatt neue Explorationsprojekte mit Spirit Energy zu beginnen.
„Blauer Wasserstoff“ und CCS – keine Lösung für die Klimakrise!
Die SWM prüfen, ob sie in der Nordsee in die Erzeugung von sog. blauem Wasserstoff mit anschließender Einlagerung von CO2 (CCS) einsteigen könnte. Bei der Erzeugung von „blauem“ Wasserstoff wird fossiles Erdgas aufgespalten in Wasserstoff und CO2. Das CO2 wird dann unterirdisch gespeichert, kann also in der Atmosphäre nicht klimawirksam werden. Viele Gründe sprechen gegen CCS-Technologie, u.a. Energiemehraufwand, Kapazitätsprobleme und Gefahren durch Leckagen von CO2. Außerdem ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, ob mit CCS wirklich so viel CO2 gespeichert werden kann wie notwendig.
Fest steht: Blauer Wasserstoff mit CCS ist keine klimafreundliche Option für die Energiewende!
Fragen & Antworten
Um das Ziel, die globale Erderhitzung gegenüber vorindustrieller Zeit auf +1,5oC zu begrenzen, dürfen nach Berechnungen des „Weltklimarat“ (IPCC) ab 2018 nur noch eine Menge von weniger als 1.040 Gt CO2aeq weltweit ausgestoßen werden. Wird dieses verbleibende „globale CO2-Budget“ gerecht pro Kopf der Weltbevölkerung verteilt, dann stünde allen Sektoren in der Stadt München ab sofort nur noch zu, insgesamt max. 64,4 Mio t CO2aeq zu emittieren.
Aber allein die verbleibenden geschätzten Reserven an Erdgas & Erdöl im Besitz von Spirit Energy, die im Spirit Energy-Geschäftsbericht 2019 ausgewiesen sind, würden bei ihrer Verbrennung CO2-Emissionen in der Höhe von 97,2 Mio t CO2-Emissionen entsprechen. Entsprechend dem 31 % Anteil am Erdöl-Konzern Spirit Energy, sind die Stadtwerke München und die Landeshauptstadt München dann für 32 Mio t Tonnen CO2 verantwortlich, die Spirit Energy in den nächsten 6 Jahren zu verursachen droht!. Allein damit würden die SWM, wenn sie weiter an ihrer Beteiligung an Spirit Energy festhalten, 47 % des verbleibenden Münchner CO2-Budget aufbrauchen!!! (Zahlen 2020)
2020 hat Spirit Energy 17 Mio. Barrel Erdöl und 4.559 Milliarden Kubikfuß Erdgas gefördert. Diese verursachen bei ihrer Verbrennung rund 17 Mio. Tonnen CO2, weit mehr als alle CO2-Emissionen aller Sektoren der Stadt München zusammen! (2018 rund 9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent). Zahlen von 2020
Die Stadt München verantwortet letztlich die Emissionen, die durch Verbrennung der von SWM-Spirit Energy geförderten fossilen Brennstoffe (Scope3-Emissionen) entstehen; denn die Stadtwerke (und ihre Beteiligung an Spirit Energy) sind 100%-Tochtergesellschaft der Landeshauptstadt! Verantwortlich ist der Stadtrat!.
Laut Weltklimarat (IPPC) müssen die vom Menschen verursachten Methanemissionen bis 2030 um 40-45 % reduziert werden, um die globale Erhitzung auf 1,5 Grad zu begrenzen – zusätzlich zur starken Reduktion weiterer Treibhausgase wie CO2. Das die Reduktion der Methanemissionen um 45 % bis 2030 ist möglich ist, stellte das Umweltprogramm der Nationen (UNEP) in ihrem kürzlich veröffentlichen Global Methane Assessment fest. Dabei können vor allem im Erdgas- und Erdölsektor einfach und effektiv Methanemissionen reduziert werden. Deshalb besteht für die Erdgaswirtschaft die Verantwortung, die Methanemissionen zu überwachen und zu reduzieren. Aktuell sind die Methan-Emissionen der SWM noch intransparent.
Methan hat einen sehr starken Treibhausgas-Effekt in kurzen Betrachtungszeitraum. In den ersten 20 Jahren hat ein kg Methan ein 86-mal größeren Treibhausgas-Effekt als CO2. Damit drohen wir schneller irreversible Kipppunkte im Klima zu erreichen, wenn wir unsere Methan-Emissionen nicht stark reduzieren.
Die Stadtwerke begründen ihre Erdgas-Förderung damit, dass die Versorgungssicherheit mit Gas vor allem von Flüssiggas- (LNG-) Importen und Erdgas aus Russland abhängig sei. – was, wenn es richtig wäre, aufgrund des einheitlichen europäischen Gas-Marktes in gleichem Umfang für ganz Europa gälte. Deshalb sei, so die SWM, ihre Beteiligung an Spirit Energy ganz wesentlich für
die Sicherstellung der Erdgas-Versorgung speziell für München. Doch das von SWM-Spirit Energy in der Nordsee geförderte Erdgas wird keineswegs – wie angenommen werden könnte – direkt nach München geliefert, sondern an europäische Gasnetzbetreiber verkauft und u.a. in Emden in das europäische Erdgasnetz eingespeist. Das geförderte Gas wird somit in ganz Europa weiterverkauft und – verteilt über das gesamte Gasnetz – auch europaweit genutzt.
Eine „direkte Leitungsverbindung“ Nordsee-München gibt es nicht. Und von „Verringerung der Gas-Abhängigkeit Münchens“ kann schon deshalb keine Rede sein, weil der Anteil der Gas-Förderung von SWM-Spirit Energy am deutschen Gasmarkt insgesamt bei unter 6% und am Europäischen gerade einmal bei 1 % liegt.
Vor allem bei der Wärmeerzeugung ist München heute in der Tat noch von Erdgas und Gas-Importen aus verschiedensten europäischen und aussereuropäischen Ländern abhängig, wie ganz Deutschland. Die Abhängigkeit vom europäischen Gasnetz für München kann daher vor allem dadurch verringert werden, dass Geothermie und erneuerbare Gas-Nutzung in und für München ausgebaut werden. Langfristig und nachhaltig kann die Versorgungssicherheit für München nur durch Erneuerbare Energien sicher gestellt werden.
Nein, wer neue Erdgas-Infrastruktur plant, plant am Kimaschutz vorbei.Mit neuen Erdgas-Infrastrukturen und neuen Erdgaskraftwerken, machen wir uns weiter von der Verbrennung fossiler Brennstoffe abhängig. Erdgas-Infrastruktur ist sehr langlebig. Ein neues Erdgas-Kraftwerk muss etwa 30 Jahre laufen, bevor sich die Investitionskosten rechnen. Damit machen wir uns immer weiter von Erdgas abhänig. Damit ist Erdgas eine Brücke ins Nichts– Eine Gefährliche Sackgasse wenn wir weiter darauf setzen.
Außerdem drohen durch Leckagen bei Transport & Förderung von Erdgas hohe Mengen des Express-Treibhausgas Methan in die Atmosphäre zu entweichen. Methan hat einen sehr starken Treibhausgas-Effekt in kurzen Betrachtungszeitraum. In den ersten 20 Jahren hat ein kg Methan ein 86-mal größeren Treibhausgas-Effekt als CO2. Damit drohen wir schneller irreversible Kipppunkte im Klima zu erreichen, wenn wir unsere Methan-Emissionen nicht stark reduzieren.
(Siehe auch: Warum sind Methanemissionen relevant ?)
In einem Kommentar der Süddeutschen Zeitung wird davor gewarnt, mit einem „übereilten“ Ausstieg aus Spirit Energy „viel Geld in der Nordsee zu versenken.“ Tatsächlich aber ist es wurde schon mit Spirit Energy massiv viel Geld verloren und der Konzern machte in den letzten Jahren nur Verluste.
Allein 2020 machte Spirit Energy einem Verlust von 710 Mill. £ (802 Mill. €).
„2005 hatten die SWM mit Bayerngas und anderen begonnen, in die Förderung von Erdgas (und
Erdöl) einzusteigen. 2015/16 wurde ein Explorationsprojekt in einem dänischen Feld (Hejre)
erfolglos beendet; mit Partnern hatte man insgesamt 1,6 Mrd. € investiert. Dies führte für die
SWM 2015 zu einer Abschreibung von 570 Mill. €, der 2016 eine weitere Abschreibung von 180
Mill. € folgte. Die dänischen Lizenzen wurden von den SWM in das 2017/18 gegründete Joint
Venture Spirit Energy eingebracht und schließlich 2020 abgestoßen. Insgesamt ergab sich 2019
– also noch vor der Corona-Pandemie – eine weitere Abschreibung von 320 Mill. €.“
Der Großteil der weltweiten fossilen Reserven von Öl und Gas muss weltweit ungenutzt im Boden bleiben, um das +1,5 Grad Celsius Ziel aus dem Pariser Abkommen gerade noch zu erreichen. Somit laufen die SWM ernste Gefahr, dass ihre Investitionen in Spirit Energy massive Wertverluste erleiden und als stranded assets, „gescheiterte Investitionen“, abgeschrieben werden müssen. Das wären verlorene Millionen-Beträge der SWM zulasten der Stadt München, ihrer Bürger*innen und Steuerzahler*innen.
Wie real die Gefahr der stranded assets ist, zeigen die massive Verluste von Spirit Energy 2019. Die 2019 um 20% gesunkenen Gaspreise führten bei Spirit Energy zu um -490 Mio. € gesunkenen Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr und damit zu einem Verlust von -320 Mio. €!
Weltweit beenden Versicherer, Banken, Pensionsfonds und Städte ihre Investitionen in fossile Brennstoffe. Wir müssen in München auch aussteigen bevor die “Carbon Bubble” platzt. Auch rechtlich geraten Erdöl-Konzerne weltweit zunehmend unter Druck. Die Klage in Norwegen gegen die Exploration in der Arktis sowie das niederländische Urteil gegen Shell zeigen klar, dass die Geschäfte von Erdöl-Konzern immer mehr eingeschränkt werden. Selbst die konservative International Energy Agency (IEA) fordert einen sofortigen Explorationsstopp:
„No new oil and natural gas fields are needed in our pathway”