Strom- und Gaspreise in Europa sind auf einem Allzeithoch. Im Vergleich zum letzten Jahr haben sie sich mehr als vervierfacht. Das belastet die Verbraucher: Vor allem Heizen mit Gas wird – aller Voraussicht nach – den ganzen Winter über teuer bleiben.
Warum ist das so?
Ein Grund für die hohen Energiepreise ist die Erholung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie: Während der Verbrauch in den letzten Monaten rapide anstieg, wurde die Förderung nicht im selben Tempo hochgefahren. Dazu kommen geopolitische Spannungen zwischen der EU und Russland sowie mit China.
Der vorwiegende Grund ist jedoch unser Energiesystem, das noch immer auf der Verbrennung von fossilen Rohstoffen fußt. Mit anderen Worten: Wäre der Ausbau der Erneuerbaren in den letzten Jahren nicht so stark verzögert worden, stünde die Energieversorgung in Deutschland nun auf erheblich stabileren Füßen.
Insbesondere bei der erneuerbaren Wärmeversorgung ist bisher viel zu wenig passiert, und das spüren vor allem die Bürger*innen: Denn 90% des Energieverbrauchs der privaten Haushalte stammt aus der Heizung, und davon sind in Deutschland noch über 70% fossil – verbrennen also Gas oder Heizöl. Nur mit einer großangelegten Modernisierung zu erneuerbarer Fernwärme oder Wärmepumpen, inklusive höherer Dämmstandards, können wir uns hier unabhängig von internationalen Gaspreisen machen.
Und die Stadtwerke…?
Wie geht es den Stadtwerken in dieser Situation? Zahlt es sich nun aus, dass die SWM seit 2017 Anteile am Erdgas-Förderunternehmen Spirit Energy halten, und damit – wie sie behaupten – die Versorgungssicherheit Münchens gewährleisten können? Schließlich können die SWM so selber Gas und Öl produzieren und damit München versorgen…?
Die aktuelle Lage ist der Beweis dafür, dass das Gegenteil der Fall ist und die Argumentation der SWM in die Irre führt: Denn in München sind die Gas- und Energiepreise genauso gestiegen wie überall sonst. Eine Direktversorgung aus den Bohrlöchern der SWM in der Nordsee gibt es nicht.
Den SWM und insbesondere den Bürger*innen der Stadt fällt damit der verzögerte Fernwärmeausbau auf die Füße: Mit einem ausgebauten Fernwärmenetz, gespeist aus erneuerbaren Wärmequellen, ließe sich die Stadt mit Wärme versorgen, ohne direkt auf den Einkauf von Gas angewiesen zu sein. Das muss das Ziel für die nächsten Jahre sein. Denn Gas ist teuer: Sowohl für den Geldbeutel als auch für’s Klima.
Die SWM derweil irritiert einmal mehr mit ihrer Feelgood-Werbekampagne: Vielleicht habt ihr die Plakate auch schon gesehen? Die SWM behaupten, München zu 100 % aus Ökostrom versorgen zu können. Die Fakten sagen jedoch: 68% des Stroms, der aus den Steckdosen in München kommt, ist fossil. Die SWM versprechen, München sei bis „morgen“ klimaneutral – der „Klima-Gutachter“ der Landeshauptstadt spricht davon, dass Klimaneutralität in München nicht vor 204X erreicht werden kann!
Wir fragen uns: Wie dreist dürfen die SWM eigentlich lügen, bis der Stadtrat eingreift?