Das oberste Gericht in Norwegen hat Mitte Oktober entschieden: Zwei Windparks in Zentralnorwegen sind unzulässig, u.a. weil sie gegen die kulturellen Rechte der Samen (einem indigenen Volk in Norwegen) verstoßen. Warum finden wir das interessant? Weil die Münchner Stadtwerke an einem dieser beiden Windparks beteiligt sind…
Was wollen die SWM in Norwegen…?
Die SWM wollen immer größere Anteile der Münchner Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen (Wasser, Sonne, Wind) beziehen. Das finden wir natürlich grundsätzlich gut – immerhin kritisieren wir immer wieder vehement und beharrlich die Beteiligung der SWM an dem Fossil-Konzern Spirit Energy, das u.a. in Norwegen nach Erdöl und Erdgas bohrt. Vermeintlich soll die Wind-Farm in Norwegen zu diesem Ziel beitragen, München klimaneutral zu versorgen – allerdings gibt es natürlich keine direkte Stromleitung von Norwegen nach Oberbayern…
Was wurde in Norwegen nun entschieden?
Die Samen hatten gegen die Betreiber der beiden Windparks geklagt, da die Windräder ihre Rentierherden verängstigen und damit ihre kulturelle Tradition bedrohen. Nun hat das Oberste Gericht entschieden, dass die Betriebslizenz der Windparks rechtswidrig ist – und damit auch u.a. die Enteignungen, die zum Bau der Windparks vorgenommen wurden (genauer berichteten z.B. die FAZ und The Guardian.)
Was mit den beiden bereits bestehenden Windparks nun passiert, ist noch unklar – eventuell müssen sie rückgebaut werden.
Windenergie ist doch klimafreundlich – warum kritisieren wir auch hier die SWM?
Greenwashing!
Stimmt, Windenergie ist erneuerbar. Aber: Die Windräder ersetzen in Norwegen keine fossilen Energieträger wie Kohle, Öl oder Erdgas (es gibt in Norwegen z.B. keine Kohlekraftwerke), sondern verdrängen eher die noch klimafreundlichere Wasserkraft vor Ort. Der Strom aus den norwegischen SWM-Windrädern kommt übrigens natürlich nicht direkt in München an – es gibt keine direkte Stromleitung von dort zu uns.
Die Beteiligung der SWM an den norwegischen Windkraftanlagen ist deshalb vor allem eins: Greenwashing. Anstatt hier vor Ort die eigenen Emissionen zu reduzieren, wird die Verantwortung in andere Teile der Welt abgeschoben: Dort soll mit besseren Grundvoraussetzungen die Energiewende vorangetrieben werden. Das jedoch verlagert nur die Probleme, wir sparen damit hier vor Ort kein Gramm CO2 ein. Das Grundproblem, zu hoher CO2-Ausstoß, wird also im Kern nicht angegangen. Auf andere Länder auszuweichen ist eben einfacher, als zu Hause alte Strukturen aufzubrechen…
Was die SWM stattdessen tun sollten.
Die SWM sollten sich deshalb mehr auf das konzentrieren, was wirklich zählt: erneuerbare Energieerzeugung in und für die Münchner Region! Aus unserer Sicht sind das vor allem:
- Schwerpunkt 1 – Erneuerbare Wärme: Schnellstmögliche Umstellung auf Geothermie und andere erneuerbare Wärme, Ausweitung der Fernwärme-Gebiete zulasten Gas-/Öl-Heizungen in München, Rückbau des Erdgasnetzes wo Geothermie-Wärmeleitungen liegen.
- Schwerpunkt 2 – Erneuerbarer Strom in der Region: Noch immer kommen 68% des Stroms aus Münchner Steckdosen aus fossilen Quellen (auch wenn die SWM stolz mit „100% erneuerbar“ wirbt…). Wir brauchen Windräder- und Photovoltaik-Parks in Form von Bürgerenergie, mit denen auch finanzielle Vorteile für die Menschen verbunden sind, die dort wohnen, wo diese Anlagen errichtet werden.
Klar ist für uns: Der Ausbau erneuerbarer Energien muss mutig und zügig voranschreiten, um die Energiewende voranzutreiben und endlich von fossilen Trägern abzukommen. Geltendes Recht ist dabei jedoch einzuhalten – und besonders die Rechte von Minderheiten und indigenen Gruppen dürfen dabei nicht verletzt werden!