Am 15. April wurde das letzte Atomkraftwerk in Bayern abgestellt, begleitet von viel Polemik zu Versorgungssicherheit der Stromversorgung. Für uns ein guter Zeitpunkt um einen Blick auf die Stromversorgung in Bayern und den Ausbau der Erneuerbaren zu werfen.
Die letzten verfügbaren Daten aus 2021 zeigen: Die Stromerzeugung in Bayern wird schon mit 47,9 % von Erneuerbaren dominiert, dazu kamen damals noch 29,3% Kernenergie, 17,8% Erdgas und 5% Steinkohle und sonstige nicht erneuerbare Quellen [1]. Der Kernenergieanteil klingt erstmal schwer ersetzbar, wenn man aber in Details schaut sieht man, dass zB die Gaskraftwerke oft nicht ausgelastet sind (Irsching 3 und 4 zB 2021 nur zu ca. 34%) und auch einige neue gebaut werden die bald in Betrieb gehen.
Beachtlich ist, dass Wind nur einen Anteil von 5,1% hat – bundesweit hatte Onshore-Wind 2021 einen Anteil von 17,8%. Dagegen hatte Bayern 16,4% Solar im Vergleich zum bundesweiten 8,9%. Insgesamt bleiben aber wegen der mangelnden Produktion von Windstrom die Summe PV+Wind fünf Prozentpunkte unter Bundesdurchschnitt. Insgesamt wird dies durch hohe Produktion an Biomasse und Wasserkraft kompensiert, wobei besonders letztere geographisch bedingt ist.
Die Energiewende in Bayern kommt nicht voran
Der Ausbau von Erneuerbaren ist in Bayern weiterhin viel zu langsam. Gerade die besonders günstige Windkraft wird quasi nicht ausgebaut. Von 2014-2017 wurden in Bayern pro Jahr über 100 Windkraftanlagen errichtet doch seit 2018 wurde der Ausbau massiv ausgebremst und pro Jahr durchschnittlich nur acht Anlagen errichtet [2]. Eine Katastrophe für die regionale Energiewende. Der Solarausbau geht nach einigen schlechten Jahren seit 2019 mit zunehmendem Tempo voran [3]. Gerade deswegen ist es kaum nachzuvollziehen, warum gerade München zu den Schlusslichtern unter den deutschen Großstädten bei der Photovoltaikkapazität pro Einwohner*in gehört [4].
Neben dem Ausbau der Erneuerbaren verzögert sich auch der Ausbau der großen Stromtrasse Südostlink, die Strom aus dem Norden Deutschlands nach Bayern bringen soll. Die Bedeutung zeigt sich auch ganz konkret in München: Sobald Südostlink fertig gebaut ist, wird die Bundesnetzagentur die endgültige Abschaltung des Kohlekraftwerk Nords ohne Ersatz sehr wahrscheinlich erlauben. Leider wird auch diese verzögert und vermutlich erst 2027 fertig.
Auch wenn die Versorgungssicherheit durch Gaskraftwerke sichergestellt ist, ist es mehr als deutlich, dass Bayern dringend einen anderen Ansatz bei dem Ausbau Erneuerbarer braucht. Es braucht Förderung, nicht Ausbremsung. Dabei bietet die Verlängerung des Atomkraftwerks Isar 2 sogar eine Gelegenheit: der bis April verlängerte Betrieb wird den Stadtwerken München um die 300 Millionen Euro zusätzlichen Gewinn beschert haben. (Experten schätzen Gewinn von Isar 2 pro Monat in 2023 auf ca. 370 Millionen € [5] , SWM besitzen 25%) Ein Profit den man in den auch von den SWM lange verschlafenen Ausbau regionaler Erneuerbarer investieren könnte.
[1] https://www.stmwi.bayern.de/energie/energiedaten/
[2] https://www.windbranche.de/windenergie-ausbau/bundeslaender/bayern?jahr=gesamt
[3] https://www.solarbranche.de/ausbau/bundeslaender-photovoltaik/bayern?jahr=gesamt
[4] https://plattform.wattbewerb.de/ranking
[5] https://www.zeit.de/2022/31/atomenergie-isar-2-laufzeit-gewinn-preussenelektra