Die Info ist relevanter denn je – leider aber genauso unbekannt: Die Münchner Stadtwerke (SWM) sind der 28.-größte CO2-Emittent in ganz Deutschland. Die Anlagen von nur 30 Unternehmen machen in Deutschland 36 % aller Treibhausgasemissionen aus. Die SWM befinden sich auf dieser Liste in bester Gesellschaft: RWE führt (nicht überraschend), mit dabei sind außerdem z.B. ThyssenKrupp, Uniper, BASF und Shell Deutschland Oil in den deutschen Top 30-Klimasündern. (SZ)
Was machen die SWM in dieser Liste? Liegt das vielleicht in der Natur der Sache – haben alle deutschen Stadtwerke mit einem so hohen Treibhausgasausstoß zu kämpfen? Keineswegs. Kein anderes Stadtwerke-Unternehmen findet sich in der Liste – auch nicht von anderen großen Städten wie Berlin, Hamburg oder Köln.
„Aber die SWM sind doch so klimafreundlich…?“
Alle Münchner*innen kennen wohl die Plakate und die Online-Werbung der SWM, die mit der Headline aufwarten: „Heute: Ökostrom für alle Münchner Haushalte“. Die SWM suggerieren, alles sei okay mit unserer Energieversorgung. Sie hätten das im Griff, wir müssten uns nicht kümmern. Wie passt das mit ihrem Listenplatz unter der 30 größten CO2-Emittenten Deutschlands zusammen?
Kurz: Die SWM geben sich klimafreundlich, sind sie aber nicht.
Dass die Preise der Münchner Fernwärme, die größtenteils aus Erdgas gewonnen wird, seit Beginn des Ukrainekriegs um über 162 % gestiegen sind, spricht eine klare Sprache (Die LINKE) – auch die Steigerung der Strompreise auf über das Doppelte zu Jahresbeginn 2023 (SZ) zeigt, wie fossil Münchens Energieversorgung wirklich ist.
Münchner Energie kommt größtenteils aus Gaskraft; dazu kommt noch das Kohlekraftwerk in Unterföhring und die Müllverbrennung. Ein Beispiel: Die Ausbaustrategie für klimafreundliche Geothermie wird seit Jahren verschleppt – deshalb ist das Münchner Fernwärmenetz, immerhin eines der größten in Europa (!), nach wie vor zum größten Teil mit Wärme aus Erdgas betrieben. 2021 waren nur 17 % der Münchner Fernwärme erneuerbar produziert (Nachhaltigkeitsbericht der SWM, S. 17).
Auch die SWM-Beteiligung an Erdöl- und Erdgasförderung in Nordeuropa mittels Spirit Energy zahlt auf das CO2-Konto der SWM kräftig ein. Fossile Energieträger waren für die Stadtwerke bislang einfach interessanter – auch aus wirtschaftlicher Perspektive. So kommen die SWM zu ihrem stattlichen Platz 28 im Deutschlandranking, das offenbart, was die SWM mit gezieltem Marketing zu verschleiern versuchen: Münchens Stadtwerke schaden dem Klima.
Irreführung im Nachhaltigkeitsbericht: Erdgasförderung einfach weggelassen
Die oben angesprochene Werbekampagne „90 % Ökostrom für München“ (genauer dazu hier) würden wir als „bewusste Irreführung“ bezeichnen. In ihrem Nachhaltigkeitsbericht 2021 sieht es nicht besser aus:
- Dort reden die SWM z.B. ihre Beteiligung an Erdgasförderung in Nordeuropa mittels Spirit Energy schön: Sie verkaufen die Tatsache, dass sie für bis zu 10 Jahre weiter Erdgas fördern wollen, als schonenden Weg hin zu einer Transformation zu Wasserstoff (S. 16). Und das, obwohl längst klar ist, dass alle fossilen Rohstoffe ab jetzt im Boden bleiben müssen, um überhaupt noch irgendeine Chance auf die Einhaltung des 1,5- oder sogar 2 Grad-Limits zu haben (SZ) – obwohl klar ist, dass Wasserstoff die Energieprobleme nicht wird lösen können – und obwohl u.a. das Umweltbundesamt massiv vor der Technik „blauer Wasserstoff“ bzw. Carbon Capture and Storage (CCS) warnt (UBA).
- In der Treibhausgasbilanz, die die SWM mittlerweile löblicherweise inkl. Scope 1, 2 und 3-Emissionen erstellen (was ist das?), taucht die Beteiligung der SWM an der Erdgasförderung über Spirit Energy ebenfalls gar nicht auf. Sie wurde einfach nicht in die Berechnung der Treibhausbilanz aufgenommen: In der anschaulichen Grafik fehlen die „SWM Gasbeteiligungs Gmbh“ und die „SWM Bayerische E&P Beteiligungsgesellschaft mbH“, die die Anteile der SWM an Spirit Energy halten. (Nachhaltigkeitsbericht S. 30 f.)
- Die SWM werben natürlich massiv mit ihrem Engagement im Bereich Erneuerbare Energien. Im Nachhaltigkeitsbericht zeigen z.B. zwei schicke Info-Grafiken in bunten Farben alle erneuerbaren Energie-Anlagen der SWM in Europa bzw. München (S. 32 f.) Diese Grafiken verzerren jedoch die Wahrheit: Da alle Nicht-Erneuerbaren-Anlagen in der Grafik weggelassen wurden, erscheint es so, als gäbe es sie gar nicht. Es gibt sie aber natürlich trotzdem und sie stoßen CO2 aus. Eine ebenso anschauliche Grafik mit allen fossilen Energie-Anlagen der SWM gibt es hingegen im Nachhaltigkeitsbericht natürlich nicht.