Die Münchner Zivilgesellschaft zieht Bilanz beim Freitagsstreik von Fridays for Future München: Zwei Jahre grün-rote Stadtregierung. Und auf den Straßen stehen immer noch viel zu viele Autos und München ist weiterhin abhängig von fossilen Energien. Es gibt noch viel zu tun auf dem Weg zu echter Klimaneutralität, so das Fazit von FFF München.
Auch wir vom Netzwerk durften einen Beitrag leisten und unsere Bilanz vorstellen. In Kürze: Die SWM greenwashen den Anteil erneuerbarer Energie in München und verschleppen seit Jahren den Geothermie-Ausbau, der Stadtrat schaut zu.
Unsere Rede im Gesamten:
Zwei Jahre Grün-Rote Rathaus-Koalition – die Zeit vergeht. Vor zwei Jahren haben wir eine grüne Partei in die Stadtregierung gewählt, in der Hoffnung, dass wir das Ruder zumindest hier in München noch ein Stückchen herumreißen können. Es ist nicht nichts passiert. Immerhin wurde das Ziel beschlossen, München bis 2035 klimaneutral zu machen, das ist ein großes, ambitioniertes, ein wichtiges Ziel. Aber vieles ist auch noch nicht passiert.
Wir sind das Netzwerk Saubere Energie München – und deshalb nun ein paar Worte zum Thema Energie:
Der wichtigste Energieversorger in München sind die Münchner Stadtwerke. Die SWM sind eine 100%ige Tochter der Stadt, d.h. der Stadtrat entscheidet im Endeffekt darüber, wie die SWM die Münchner Energie produzieren – wichtig zu wissen! Denn: Die SWM plakatieren nun regelmäßig in der ganzen Stadt die Headline: „90% Ökostrom für München.“ Das klingt so, als müsse man da gar nichts mehr selber machen, als sei die Energiewende quasi abgehakt. Das Problem: „90% Ökostrom in München“ – Das ist schlicht Greenwashing, das stimmt so nicht. Der Strom aus unseren Steckdosen, die Wärme aus unseren Heizungen kommen zu einem großen Teil nach wie vor aus fossilen Rohstoffen: Sie kommen aus den zwei Erdgaskraftwerken GuD1 und GuD2, und sie kommen aus dem Kohleblock.
Die SWM rechtfertigen die These „90 % Ökostrom“ damit, dass sie irgendwo in Europa auch beteiligt sind an Windanlagen und Solarparks. Ein SWM-Solarthermie-Großkraftwerk in Südspanien ist ja ganz nett. Es geht bei der Energiewende aber nicht nur darum, Erneuerbare irgendwo in der Welt auszubauen, wo es gerade passt – es geht auch darum, sie so auszubauen, dass sie die fossilen Kraftwerke ersetzen können. Die müssen weg! Und leider hilft uns Solarenergie in Südspanien hier in München überhaupt nicht dabei, unsere Gas- und Kohle-Energie herunterzufahren.
Der Knackpunkt der Münchner Energiewende ist übrigens primär die Wärmeversorgung, und hier ist eine erneuerbare Lösung eigentlich naheliegend. Praktischerweise nämlich hat München eine hervorragende Ausgangssituation für Geothermie: Erdwärme, erneuerbar, klimaneutral, unbegrenzt verfügbar, billig, eine erprobte und sichere Technologie.
Die SWM wollten eigentlich demnächst auch fünf Geothermieanlagen in München haben, so der Plan. Derzeit sind das aber noch nicht mal drei. Neben einem in Freiham und einem in Sendling, noch in Probe-Betrieb, ist den Stadtwerken im Münchner Stadtgebiet nämlich nur ein einziger Standort für Geothermie in München eingefallen, das Michaeli-Bad, übrigens mitten auf der Liegewiese. Und das soll auch erst 2029 ans Netz gehen.
Wir fordern vom Stadtrat und den Stadtwerken: Der Geothermieausbau in München muss Priorität haben – oberste Priorität. Wir fordern einen Ausbauplan von der Landeshauptstadt München, und zwar einen schnellen. Ich muss euch nicht mehr sagen, warum. Alle, die ihr hier seid, ihr wisst, warum wir das brauchen. Das Beängstigende ist: Die Stadtwerke und die Stadtregierung, die wissen das eigentlich auch, und trotzdem passiert viel zu wenig. Deshalb sind wir heute hier, und deshalb bleiben wir laut! Danke schön!