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Energiesparen im Haushalt – wie geht das und was bringt das?

Der Sommer ist rum, jetzt wird Realität, was seit Wochen die Schlagzeilen dominiert: Steigende Energiepreise werden Heizung, Strom und Warmwasser im Winter deutlich teurer machen, zurückzuführen vor allem auf die Knappheit von Erdgas. Unser Wirtschaftsminister Robert Habeck hat praktische Tipps auf Lager – zum Beispiel, kürzer duschen. Dass das allein die Gaskrise lösen wird, ist natürlich unwahrscheinlich. Wird hier schon wieder die Verantwortung, die nicht zuletzt die Politik durch die jahrzehntelang verschlafene Energiewende trägt, auf die Verbraucher*innen abgewälzt? Damit bloß Industrie und Unternehmen nicht weiter belastet werden?

Wir haben die wichtigsten Fakten für euch zusammengetragen zu der Frage: Wie kann ich zuhause vernünftig Energie sparen – und was bringt das überhaupt?

Der Energieverbrauch in Deutschland

Zahlen auf den Tisch: Wer verbraucht wie viel Erdgas?

Die Industrie verbraucht 37 % des deutschen Erdgases – sie ist damit die größte Verbraucherin Deutschlands. Rechnet man Gewerbe, Handel und Dienstleistungen mit ein, dann sind mehr als 50 % des Gasverbrauchs auf Unternehmen zurückzuführen. Bei vielen ist es jedoch schwer, den Erdgasverbrauch kurzfristig zu senken – bei Privathaushalten funktioniert das auch ohne größere Investitionen und aufwändige Umbauarbeiten. Expert*innen schätzen, dass private Haushalte im Schnitt ihren Erdgas-Verbrauch um 15 % senken könnten (Klimareporter). Das heißt: Grundsätzlich ist es sinnvoll, auch bei Privathaushalten auf den Erdgasverbrauch zu achten.

Schauen wir uns den Energieverbrauch in Deutschland genauer an:

29 % der Energie in Deutschland verbrauchen Privathaushalte. Industrie und Verkehr fressen mit je 28 % fast genauso viel Energie, auf Gewerbe, Handel und Dienstleistungen entfallen nochmal 15 % (ZEIT plus). Mit unserem Konsumverhalten können wir also knapp ein Drittel des Energieverbrauchs Deutschland beeinflussen. 

Beim Energieverbrauch unterscheidet man grundsätzlich zwischen Strom und Wärme bzw. Warmwasser. Knapp zwei Drittel aller Haushalte in Deutschland heizen dabei fossil (BMWI), am häufigsten mit Erdgas. In München wird auch die Fernwärme großteils mit Erdgas erzeugt. Konkret bedeutet das: Wenn wir an der Heizung bzw. dem Warmwasserverbrauch sparen, sparen die meisten von uns direkt Erdgas.

Am Strommix in Deutschland macht Erdgas zwar nicht den größten, aber einen nicht zu vernachlässigenden Anteil aus: Im ersten Quartal 2021 wurden 16 % des verbrauchten Stroms in Deutschland mit Erdgas erzeugt (Destatis). In München speisen zwei große Gaskraftwerke (GuD1 und 2) fossilen Strom ins Netz ein (Woher kommt der Münchner Strom?).

Indirekt können wir also unabhängig davon, welche Heizungsanlage wir im Keller haben, auch über einen reduzierten Stromverbrauch Erdgas sparen. Allerdings entfallen bei Privathaushalten ca. 80 % des Energieverbrauchs aufs Heizen und nur 20 % auf Strom – das größte Einsparpotenzial liegt also beim Aspekt „Heizen“ (ZEIT plus).

Knapp zusammengefasst hat Erdgas- bzw. Energiesparen gleich drei positive Effekte:

  • Wir sparen uns Geld für Strom- und Heizkosten.
  • Wir verringern die Abhängigkeit Deutschlands von Russland bzw. anderen Exportländern fossiler Rohstoffe.
  • Wir schützen das Klima, solange Energie in Deutschland immer noch überwiegend fossil erzeugt wird.

Wie kann ich zuhause Energie sparen, und wie viel bringt (mir) das?

Energie beim Heizen und Warmwasser sparen

Na klar – wer kalt duscht und nicht heizt, spart Energie. Der Verbrauch lässt sich aber auch reduzieren, ohne dass man im Winter bibbernd vor dem ausgeschalteten Fernseher sitzt. Wir haben ein paar Sparpotenziale für euch aufgelistet:

  • Raumtemperatur senken: Nach Angaben der Verbraucherzentrale spart jedes Grad weniger Raumtemperatur ungefähr 6 % Energie. Die Zeit gibt ein Einsparpotenzial von über 100 € an für einen 2-Personen-Haushalt (ZEIT plus). Laut CO2online werden die meisten Haushalte auf durchschnittlich 22 bis 23 Grad beheizt – reichen würden aber auch 20 bis 21 Grad als Wohlfühltemperatur. CO2online schätzt, für eine Mietwohnung mit zwei Personen könnten sich über 150 € Ersparnis pro Jahr dadurch ergeben, bei einem Einfamilienhaus 275 € (CO2online zitiert [1]). Doch Achtung: Nicht alle Menschen haben dieselbe Wohlfühltemperatur. Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass Frauen in wärmeren Räumen produktiver Arbeiten als in kälteren, während es bei Männern oft genau umgekehrt ist (Forschung & Lehre). 
  • Thermostate an der Heizung: Fast jede einigermaßen moderne Heizung hat mittlerweile eines. Ein Thermostat regelt, wie viel Heißwasser in den Heizkörper fließt, ergo, wie stark er heizt. Bei den meisten gibt eine Skala z.B. von 1 bis 5 am Handgriff der Heizung an, wie stark die Heizung eingestellt ist. Meistens steht die Ziffer 1 dabei für eine Zieltemperatur von 12 Grad, dann geht es in 4-Grad-Schritten weiter bis zu Nr. 5 für 28 Grad. Das Thermostat misst die Umgebungstemperatur und regelt die Heizung so, dass die gewünschte Temperatur bestehen bleibt. Wer sich ein elektrisches, programmierbares Thermostat zulegt, gewinnt primär an Komfort: Das Thermostat lässt sich so einstellen, dass es die Heizung z.B. nachts oder an Arbeitstagen im Büro herunter regelt. Natürlich kann man das aber auch händisch übernehmen. (Verbraucherzentrale)

  • Wer die Heizungsanlage gleich ganz durch einen sog. „hydraulischen Abgleich“ optimiert, spart 1060 kWh Erdgas – 172 € pro Jahr für Mieter*innen. Allerdings muss das auf Vermieter*innenseite erledigt und von Fachhandwerkern durchgeführt werden, dieser Schritt ist also mit nennenswerten Kosten verbunden. (ZEIT plus)

  • Alternativ können Mieter*innen aber immerhin darauf achten, ihre Heizung regelmäßig zu entlüften, damit sie so effizient wie möglich heizen kann. Das klingt nach einem läppischen Detail, aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist.

  • Das mit dem Lüften: Man kann es sich denken: Fenster auf Kipp und Heizung an macht energetisch wenig Sinn. Wichtig ist deshalb: Heizung runterdrehen, 5-10 min stoßlüften, dann Heizung wieder aufdrehen. Bleibt die Heizung während des Lüftens aufgedreht, heizt sie wegen des bemerkten Temperaturabfalls besonders stark, doch die Hitze entkommt durchs Fenster nach Draußen. Für Faule gibt es auch Thermostate mit Fensterkontakt, die erkennen, wann die Fenster offen sind, oder die sich alternativ bei abruptem Temperaturabfall für einen festgelegten Zeitraum (z.B. 20 min) selbst abschalten. (Verbraucherzentrale)

  • Der berühmte Energiesparduschkopf: Tatsächlich spart ein Energiesparduschkopf laut der aktuell laufenden Werbekampagne des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima 30 % der Energie, die für das Warmwasser benötigt wird (Quelle BMWK). Die SZ schreibt sogar von 50 % Energieersparnis für Warmwasser. In einer 2 Personen-Mietwohnung ergäbe das 335 € gesparte Kosten jährlich [1].

  • Und sonst in puncto Warmwasser? Für jeden Wochentag, an dem nicht geduscht wird, lassen sich rund 280 kWh einsparen, ca. 45 € jährlich. Wer über das ganze Jahr jeweils eine Minute kürzer duscht, spart 29 € (ZEIT plus). In dieselbe Kategorie fallen Durchfluss-Begrenzer. Beim Warmwasser kann man auch Energie sparen, wenn man – unter Berücksichtigung hygienischer Aspekte – die Maximaltemperatur verringert. (Klimareporter)

Strom sparen

  • In Energiespargeräte investieren: Wer z.B. einen alten Kühlschrank ersetzt durch ein energieeffizientes neues Gerät, kann 80-90 € Stromkosten pro Jahr sparen. Natürlich dauert es eine Weile, bis sich die Investition finanziell gerechnet hat. Derzeit sollten Geräte, die mindestens 12-15 Jahre alt sind, ersetzt werden – nur dann sind sie wirklich so ineffizient, dass sich die Neuanschaffung lohnt, wenn man auch den Ressourcen- und Energieverbrauch bei der Herstellung des neuen Geräts einberechnet. [1]
  • Stand-by, LEDs und Co.: Energiesparen ist kein ganz neues Thema. Wir kennen den Drill: Glühbirnen und Halogen durch LEDs ersetzen, Elektrogeräte nicht im Stand-by-Modus lassen, sondern bei Nichtbenutzung ausstecken oder ganz abschalten. Steckdosenleisten mit Schalter erleichtern diesen Arbeitsschritt. 
  • Eine eigene Solaranlage? Strom aus Erdgas spart auch, wer seinen eigenen erneuerbaren Strom produziert. Ca. 30 % des Stromverbrauchs eines Haushalts kann eine Photovoltaik-Anlage typischerweise decken. Mit Batteriespeicher werden das bis zu 70 %. Je mehr Strom man selbst verbraucht, umso schneller rechnet sich die Anlage. [2]
  • Wäschewaschen: Wer die Maschine bei 30 Grad und Ökoprogramm laufen lässt, spart laut der ZEIT sagenhafte 6 € pro Jahr ein – abhängig ist dieser Einsparwert aber natürlich davon, wie oft und wie heiß man normalerweise wäscht. Wer den Trockner im Sommer nicht nutzt, spart 37 €, wer nicht bügelt, immerhin 14 €. Zumindest dieser Tipp sollte jedem leicht fallen (wer bügelt schon gerne?) (ZEIT plus).

Energiesparen für alle, die Immobilien besitzen

Wer ein Haus, eine Wohnung besitzt, kann zu ganz anderen Maßnahmen greifen, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Ein großes Einsparpotenzial gibt es, wenn man (alte) Häuser richtig dämmt und saniert. Alte Heizungen sind oft ineffizient und laufen in der Regel fossil, auf hohe Rohstoffkosten kommt dann noch der CO2-Preis. Modernere Modelle sparen langfristig (!) viel Geld, im Idealfall Modelle ganz ohne fossile Beteiligung. Die richtige Dämmung am Haus, an Kellerdecken und Dachböden hält außerdem die Kälte im Winter effizient draußen und die Wärme drinnen. So sinkt der Energiebedarf. 

Eine umfassende energetische Sanierung kann allerdings Kosten bis in den sechsstelligen Bereich verursachen – und dauert natürlich auch entsprechend lange. Derzeit sind Fachleute und Materialien knapp. Entsprechend werden diese Maßnahmen werden für kommenden Winter kaum Erdgas einsparen. Langfristig sind sie aber natürlich umso sinnvoller. [2]

Fazit

Das Fazit unserer Recherchen: Privathaushalte bzw. unsere Entscheidungen im Konsumverhalten haben tatsächlich einen realen Einfluss darauf, wie viel Gas wir in Deutschland verbrauchen. Natürlich funktioniert das nur, wenn viele Menschen am Start sind – doch die Bereitschaft, Energie zu sparen, war wohl selten so hoch wie heutzutage (ZEIT).

Wichtig ist uns zu betonen: Beim Energiesparen geht es nicht nur um unser Geld. Die Energiewende, die wir angesichts der Klimakrise so dringend brauchen, gelingt umso leichter, je weniger Energie wir benötigen. Es rentiert sich also, langfristig in Energiesparmaßnahmen zu investieren und eigene Gewohnheiten zu ändern.

Die Münchner Stadtwerke (SWM) starten im Oktober übrigens einen Energiesparwettbewerb über die Wintermonate, bei dem besonders sparsame Haushalte eine Gutschrift bzw. Prämie erhalten können. Mehr Infos hier


Quellen:

Print:

  • [1] Andreas Jalsovec: Steter Tropfen, in: Süddeutsche Zeitung vom 07.07.2022, S. 15.
  • [2] Lars Klaassen: Nachhaltig sparen, in: Süddeutsche Zeitung vom 25./26.06.2022, S. 46.

Online: